Erinnerung an die jüdische Familie Bendix-Jakobs

|   Ahaus

Die Geschichten der jüdischer Familien in den Fokus rücken und an sie erinnern – das ist das Ziel des Projektes „Stolpersteine NRW“ des WDR an dem sich der VHS-Arbeitskreis Ahauser Geschichte 1933-1945 gemeinsam mit Stadtarchivar Max Pfeiffer beteiligt. In dieser Woche wird an die jüdische Familie Bendix-Jakobs erinnert. 

Die jüdische Familie Bendix-Jakobs wohnte an der Coesfelder Straße in Ahaus. Mutter Julchen, Vater Simon und die drei Kinder Josef, Max und Beate wurden vor 80 Jahren ins Lager Zamosc/Polen deportiert, sie starben vermutlich in den Gaskammern des Vernichtungslagers Belzec. An sie erinnert das Projekt „Stolpersteine NRW“ des WDR, an sich der VHS-Arbeitskreis Ahauser Geschichte 1933-1945 gemeinsam mit Stadtarchivar Max Pfeiffer beteiligen.

Julchen, von der leider kein Foto existiert, wurde als Julie Weinberg am 30. November 1905 in Sögel als Tochter von Moses und Frieda Weinberg geboren. Ihre Tante Bertha war in Ahaus mit dem 1861 geborenen, gutsituierten Viehhändler Moses Bendix verheiratet, dessen Familie schon seit etwa 1800 in Ahaus ansässig war, und wohnte mit ihm in einem Haus an der Coesfelder Straße, das nach dem Stadtbrand in den 1860er Jahren erbaut worden war. Weil Bertha Bendix keine Kinder hatte, adoptierten sie und ihr Mann ihre Nichte Julchen Weinberg, die von 1915 bis 1923 die Canisiusschule in Ahaus besuchte. Im Jahre 1928 heiratete Julchen den Viehhändler Simon Jakobs aus Werlte im Emsland und wohnte mit ihm zwei Jahre lang im Hause Bendix in Ahaus, wo 1929  ihr ältester Sohn Josef geboren wurde. Ein Jahr später zog die Jakobs-Familie mit den Adoptiveltern Bertha und Moses Bendix nach Cloppenburg, wo Simon Jakobs bis 1938 ein Viehhandelsgeschäft betrieb. Noch vor dem Umzug verkaufte Moses Bendix, der lange Jahre Vorsitzender in der jüdischen Gemeinde Ahaus war, sein (heute nicht mehr existierendes) Haus in Ahaus, das bereits mit Telefon und Zentralheizung ausgestattet war, an einen Ahauser Fahrradhändler, der dort auch eine Tankstelle betrieb. Seine Weiden in der Hofmate, um die es Ende der 1920er Jahre Streit wegen städtischer Straßenbauplänen gab, verkauften Julchen und Simon Jakobs erst 1936/7 an die Stadt Ahaus. Ihre Adoptiveltern Moses und Bertha Bendix waren 1933 bzw. 1935 verstorben und haben Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Cloppenburg. Julchen Jakobs hat 1930 und 1935 noch zwei weitere Kinder, Max und Beate Jakobs, geboren. Die Söhne Josef und Max besuchten noch bis 1938 Schulen in Cloppenburg. Beim Pogrom im November 1938 wurde Simon Jakobs von der SA verprügelt und inhaftiert, sein Haus verwüstet und sämtlicher Besitz konfisziert. Als im Frühjahr 1940 ein Ausweisungsbefehl aus Cloppenburg erging, zog die fünfköpfige Familie in ein Ghetto-Haus nach Anröchte (heute Kreis Soest) - die drei Kinder kamen vorübergehend bis Dezember 1941 in ein jüdisches Waisenhaus in Paderborn. Am 28. April 1942 wurden die Jakobs von Dortmund aus in das Transitlager Zamosc im von Deutschen besetzten Polen deportiert. Vermutlich wurden sie noch weiter ins Vernichtungslager Belzec gebracht, wo sie in den Gaskammern und Krematorien landeten. Julchen Jakobs wurde wohl nur 36, ihr Mann Simon 45 Jahre alt – die Kinder Josef, Max und Beate durften nur 13, 12 und sechs Jahre alt werden.

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Heute erinnern Stolpersteine an die Schicksale der Familie Bendix-Jakobs.
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